Developer Experience: Warum sie auf die CIO-Agenda gehört - und wie Sie den Nutzen messen
Erfolgreiche Unternehmen brauchen zufriedene Entwickler:innen. Das ist nicht nur unsere persönliche Überzeugung – sondern angesichts der Bedeutung digitaler Geschäftsmodelle und des enormen Fachkräftemangels ein Fakt. Eine gute Developer Experience ist für erfolgreiche IT-Organisationen mehr als ein ‚nice to have‘. Die DevX ist entscheidend, um IT-Projekte zum Erfolg zu führen, die Qualität in der Software-Entwicklung zu erhöhen, IT-Fachkräfte an das Unternehmen zu binden und letztlich die Digitalisierung im Unternehmen voranzubringen. Kurzum: eine herausragende DevX kann zum echten Wettbewerbsvorteil werden - und sollte daher auf der CIO-Agenda weit oben stehen.
Developer Experience – was ist das genau?
Die Developer Experience beschreibt die Erfahrungen und Erlebnisse, die Entwickler:innen bei ihrer täglichen Arbeit in der Software-Entwicklung machen. Dazu zählen insbesondere Faktoren wie die technische Infrastruktur, Tools & Technologien, interne Prozesse bis hin zur Unternehmenskultur und der Kommunikation im Team. Die Developer Experience ist vergleichbar mit der Customer Experience oder Employee Experience – nur eben bezogen auf die Entwicklerteams.
Developer Experience mittels Kennzahlen bewerten
Viele Führungskräfte stehen jedoch vor der Herausforderung, die Developer Experience in ihrer IT-Organisation zu bewerten. Den Impact und den Geschäftsnutzen der DevX zu bemessen, fällt umso schwerer. Dabei gibt es eine Reihe von Kennzahlen, die im Rahmen von Software-Entwicklungsprojekten und im Software-Betrieb ohnehin gemessen werden (sollten) – und die gleichzeitig eine Indikation geben, wie es um die DevX steht. Weitere Daten lassen sich in Zusammenarbeit mit der HR-Abteilung ermitteln. Generell sollten vier Bereiche betrachtet werden:
Produktivität und Geschwindigkeit in der Software-Entwicklung
Qualität in der Software-Entwicklung
Onboarding und Wissensmanagement
Mitarbeiterzufriedenheit in der IT-Organisation
Wie lauten also die wichtigsten Kennzahlen, was sagen sie aus und wie kann man sie ermitteln?
Produktivität und Geschwindigkeit
Kennzahl | Bedeutung | Messung |
Deployment-Frequenz | Wie oft wird neuer Code deployed, also aus dem Entwicklungs- ins Produktivsystem überführt? | Anzahl der Deployments pro Tag, Woche oder Monat; gemessen über Deployment-Pipeline oder Release-Dokumentation. |
Lead Time for Changes | Wie lange dauert es von der Code-Änderung bis zum Go-Live? | Zeit von Commit bis Deployment; gemessen über Versionskontrolle und Deployment-Pipeline. |
Time to Restore Service | Wie schnell gelingt es, nach einer Störung wieder voll funktionsfähig zu sein? | Zeit von Fehlererkennung bis zur Wiederherstellung; gemessen über Monitoring und Incident Management. |
Qualität
Kennzahl | Bedeutung | Messung |
Change Failure Rate | Wie viele Deployments führen zu Fehlern oder Rollbacks? | Anteil fehlerhafter Deployments; gemessen über Deployment-Pipeline, Monitoring und manuelle Klassifizierung. |
Testabdeckung (Code Coverage) | Wie hoch ist der Anteil des Codes, der durch (möglichst automatisierte) Tests abgedeckt ist? | Anteil getesteter Code-Zeilen oder Funktionen, gemessen über Test-Framework und Coverage-Tools. |
Onboarding und Wissensmanagement
Kennzahl | Bedeutung | Messung |
Time to Onboard | Wie lange benötigt ein neuer Entwickler, bis er produktiv im Projekt mitarbeiten kann? | Zeit von Eintritt bis zur eigenständigen Aufgabenbearbeitung; gemessen über Projektmanagement-Tool oder Befragung. |
Dokumentationsabdeckung und -aktualität | Wie gut und aktuell ist die Wissensbasis dokumentiert? | Anteil dokumentierter Komponenten, Alter der Dokumente, Zufriedenheit der Nutzer; ermittelt über Dokumentations-Review. |
Reproduzierbarkeit | Sind Informationen so dokumentiert, dass ein neuer Developer einen Incident ohne weitere Hilfe oder lange Informationssuche lösen kann? | Eineindeutige Dokumentation nach SMART Kriterien |
Mitarbeiterzufriedenheit
Kennzahl | Bedeutung | Messung |
Employee Net Promoter Score (ENPS) | Wie wahrscheinlich ist es, dass Ihre Entwickler:innen das Unternehmen als Arbeitgeber weiterempfehlen? | Regelmäßige Befragung; Antwort anhand einer Skala von 1 bis 10. |
Zufriedenheitsumfragen | Wie bewerten die Entwickler:innen selbst ihre Arbeitssituation und -umgebung? | Regelmäßige Umfragen |
Betriebszugehörigkeit | Wie lange bleiben Entwickler:innen im Schnitt im Unternehmen? | Durchschnittliche Betriebszugehörigkeit, Fluktuationsrate pro Jahr, Anzahl ungeplanter Abgänge; ermittelt über HR-Daten. |
Developer Experience als fortlaufender Prozess
Unsere Erfahrung zeigt, dass die Bewertung der Developer Experience kein einmaliges Projekt sein darf – vielmehr muss sie ein kontinuierlicher Prozess sein, der auf die Optimierung der Entwicklungsumgebung und weiterer Faktoren abzielt. Die Kennzahlen sollten daher regelmäßig erhoben, analysiert und diskutiert werden.
Gleichzeitig sollte die Developer Experience eine strategische Relevanz in der IT-Roadmap bekommen. Denn die Fähigkeit, innovative Software-Lösungen schnell zu entwickeln, anzuwenden, damit die Geschäftsprozesse zu unterstützen und die Digitalisierung voranzutreiben ist ein zentraler Faktor für die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen. Wenn IT-Führungskräfte ihren Entwickler-Teams ein optimales Arbeitsumfeld bieten, können sie ihrem Unternehmen dadurch einen bedeutenden Vorteil im Markt verschaffen.
Developer Experience - kein 'nice to have'
Mehr über die Developer Experience sowie weitere Handlungsempfehlungen erfahren Sie in unserem umfassenden Developer Experience Guide.